TONSTUDIO | MAX BRAND

1896-1980

Komponist und Vertreter des Futurismus – ein Pionier der elektroakustischen Musik

Bedeutung

Max Brand ist als Komponist ein wesentlicher Vertreter des Futurismus und ein Pionier der elektroakustischen Musik.Schon in den 1920er-Jahren verschmolzen zumindest in Max Brands theoretischen Abhandlungen die Ästhetik des Gesamtkunstwerkes und Elemente des Futurismus zu einer Art Multimediakonzept. Mit der Idee „Gesamtkunstwerk“ wurde Brand durch seinen Lehrer Franz Schreker, bei dem er zuerst in Wien und ab 1921 in Berlin studierte, vertraut. Im Frühwerk Brands finden sich auch Einflüsse von Igor Strawinski („Tragödietta“) und Arnold Schönberg („Fünf biblische Balladen“).

Mit der Oper „Maschinist Hopkins“ (1929) schuf Max Brand eine der wenigen Opern, in die Ideen des Futurismus eingeflossen sind. Diese Oper gilt neben Opern von Paul Hindemith, Kurt Weill und Ernst Krenek als eine wichtige Vertreterin der sogenannten „Zeitoper“. Ende der 1930er-Jahre emigrierte der aus einer jüdischen Familie stammende Max Brand über Rio de Janeiro, wo er mit dem Komponisten Heitor Villa-Lobos in Kontakt kam, nach New York. Hier kam es am 23. Mai 1944 zur Aufführung des szenischen Oratoriums „The Gate“ in der Metropolitan Opera.Nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete Max Brand als einer der ersten ein elektroakustisches Studio in seiner New Yorker Wohnung. Robert Moog und Fred Cochran bauten nach Brands Wünschen eine Vorläufervariante des späteren Synthesizers. Dazu war eine Art Lichtorgel geplant, diese kam aber nicht zur Ausführung.

In seinen letzten Lebensjahren, die Max Brand in Langenzersdorf verbrachte, überspielte er in geistiger Verwirrung die meisten seiner auf Tonband aufgezeichneten Kompositionen. Bei seiner Emigration aus dem Dritten Reich hatte Brand seine bis dahin geschriebenen Kompositionen zurücklassen müssen, wodurch auch von diesen viele verloren gingen.Seinen musikalischen Nachlass vermachte Max Brand großteils der Stadt Wien, die schließlich das Tonstudio dem Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung stellte.

Tonstudio

Max Brand Tonstudio: Das Tonstudio im Museum ist das originale Tonstudio von Max Brand und besteht aus dem noch funktionierenden Prototyp des Moog-Synthesizers (aus der Zeit um 1960), diversen Tonbandmaschinen (Ampex, Scully) und originalem Mobiliar.

Max Brand Archiv: Das Archiv bewahrt die meisten originalen Tonbänder Max Brands, Partituren, persönliche Dokumente (wie Briefe, Fotos usw.) und persönliche Utensilien auf.

Das Max Brand Archiv unterstützt auf fachlicher Ebene wissenschaftliche Publikationen und verschiedenste kulturelle Veranstaltungen (Konzerte, Opernaufführungen). Ferner ist das Max Brand Archiv bei der Ermittlung des Trägers des Max Brand-Preises eingebunden.

BIOGRAPHIE

1896 Max Brand wurde am 26. April in Lemberg geboren (heute Lwow in der Ukraine)
1907 Übersiedlung mit den Eltern (Jakob und Ida Brand) nach Wien
1909-10 Besuch der Privatschule (Institut am Rosenberg) in St.Gallen (Schweiz)
1915 Einrückung als Einjährig-Freiwilliger in die k.u.k. Armee
1916 Ernennung zum Leutnant der Reserveab
1918
Unterricht bei Franz Schreker in Wienab
1921
Unterricht bei Franz Schreker und Alois Haba in Berlin
1921 Debut als Komponist beim internationalen Musikfest in Winterthur (Die Kompositionen aus dieser Zeit sind verschollen)
1922 Erstes erhaltenes Stück: Nachtmusik für Kammerorchesterab
1924 Max Brand lebte wieder in Wien. Am 13 September 1924 erlebte Max Brand die Uraufführung von Arnold Schönbergs Bläserquintett op. 26, einem der ersten Werke, die Schönberg in Zwölftontechnik schrieb
1925 Heirat von Fela Gütermann aus Salzburg, Begeisterter Anhänger von Karl Kraus
1926-27 Kompositionen für die Revuen der kommunistischen „Roten Hilfe“ (verschollen) | Gründung des „Mimoplastischen Theaters für Ballett“ |Komposition des Balletts „Tragödietta“
1928 Uraufführung von Max Brands „Fünf Balladen nach Else Lasker Schüler“ (Biblische Balladen)
1929 Tod von Fela Brand | Uraufführung der Oper „Maschinist Hopkins“ beim Tonkünstlerfest in Duisburg.
1932 Gründung eines Opernstudios im Wiener Raimundtheater mit Hans Heinsheimer. In diesem Rahmen österreichische Erstaufführung von Kurt Weills Oper „Aufstieg und Fall der Stadt  Mahagony“ | Tonfilmversuche

MAX BRAND

1938 Emigration nach Prag
1939
Emigration nach Brasilien
1940
Heirat von Anna Skutsch am 28.9 | Freundschaft mit Heitor Villa-Lobos, dem er sein Kammermusikstück „Peca para flauto e piano“ widmet | Emigration nach New York
1944 Aufführung des szenischen Oratoriums „The Gate“ in der Metropolitan Oper am 23.5
1945 US Staatsbürgerschaft
1950 Uraufführung der sinfonischen Dichttung „The Wonderful One-Hoss-Shay“ mit dem Philadelphia Orchester unter Eugene Ormandy am 20.1.
1959 Einrichtung eines elektronischen Studios im eigenen Haus. Gemeinsam mit Fred Cochran und Robert Moog Aufbau eines Synthesizers (eines Prototyps des Moog-Sythesizers). Folgende elektroakustischen Stücke Max Brands lassen sich datieren und sind (bis auf die ersten zwei) erhalten:
1959 Jungle Drums | Drums of Africa1960 Funeral for a Cat | Nocturno Brasiliero
1962 The Astronauts | Four French Folk Songs
1963 Stormy Sea
1966 Ilian

1973 Konzertante Teilaufführung der Oper „Maschinist Hopkins” unter Friedrich Cerha beim Steirischen Herbst
1975 Rückkehr nach Österreich (Langenzersdorf bei Wien)
1979 Aufführung des elektronischen Epos „The Astronauts“ im Foyer des Wiener Konzerthauses1980 Tod am 5.4. im Landeskrankenhaus Klosterneuburg-Gugging. Feuerbestattung am Wiener Zentralfriedhof (Ehrengrab der Stadt Wien)
1989 Einrichtung des Max Brand Tonstudios im Hanak Museum in Langenzersdorf